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TH-Philosophie

 

©Reto Aebi

Philosophie der Torhüterausbildung

Stand 10. Januar 2013

 

1.    Einleitung

Der TH nimmt eine spezielle Position im Mannschaftsgefüge ein. Mit einer starken Leistung kann er leicht ein Spiel für sein Team entscheiden, macht er Fehler, hat dies meist gravierendere Konsequenzen, als wenn dies ein Feldspieler tut. Da es im Fussball nur wenige Tore pro Match gibt, kommt einem erzielten oder einem verhinderten Tor grosse Bedeutung zu – insbesondere im Profi-Fussball. Der Selektion, dem Training und der persönlichen Ausbildung der TH muss deshalb die nötige Bedeutung beigemessen werden.

 2.    Philosophie der Klubs

Jeder erfolgreiche Fussballklub verfolgt eine bestimmte Philosophie. Die Ausbildung und Betreuung der TH ist Teil dieser Gesamtphilosophie: Schenkt man einem jungen TH (wie z.B. Real Madrid, Casillas) das Vertrauen oder setzt man wiederholt auf erfahrene TH (wie ManU, Van der Sar). Will man einen Reisser, oder extravaganten, verrückten TH? Sicher ist die Wahl des TH stark mit der Wahl des Trainers verbunden – trotzdem muss die gewählte Philosophie alle Bezugsfelder des TH mit einbeziehen!

Während Klubs für die Feldspieler Dutzende Millionen Franken investieren, damit diese Tore erzielen, vergisst man oft, dass der wichtigste Faktor, um diese zu verhindern, die Investition in die TH ist. Werden Tore verhindert, werden wertvolle Punkte gewonnen!

 

3.    Ziele

Die vorliegende TH Philosophie hat das Ziel, die Qualität der Selektion, der Trainings sowie der Ausbildung der TH alles ganzes zu optimieren. Der Klub stellt die Infrastruktur und Personal hierzu bereit.

 

4.    Philosophie des Torhüters

4.1.  TH und Mannschaft

Durch gezielte Information ist sich jeder Spieler der speziellen Position des TH bewusst. Die Spieler unterstützen, dass der TH ein eigenes Training, einen Spezialtrainer oder ein spezifisches Einwärmprogramm absolviert. Auch wissen sie um die besondere Belastung des TH im Spiel, unterstützen ihn spielerisch und mental, gestehen ihm eventuelle Fehler zu und anerkennen seine Spiel bestimmende Position in der Verteidigung. Sie respektieren seine Regiefunktion und befolgen seine Anweisungen im Spiel. Mannschaftstrainer, TH Trainer und der ganze Staff unterstützen diese Bemühungen explizit.

 

4.2.  TH und Mannschafts-Trainer

Der TH unterordnet sich der Spielphilosophie (Spielsystem, Taktik) des Trainers (verlangt der Trainer beispielsweise, dass von hinten heraus gespielt wird, muss der TH durch gezieltes Dirigieren, Ball verlangen und entsprechende Abspiele diese Taktik umsetzen). Der TH wird vom Trainer durch klare Anweisungen in Besprechungen und Mannschaftssitzungen instruiert. Er weiss genau, was von ihm verlangt wird.

Während des Spiels ist es kontraproduktiv, wenn der Trainer durch Zurufe oder wildes Gestikulieren einem TH lauthals vorschreiben will, was er tun soll (z.B. auf einen langen Ball in die Tiefe oder eine Flanke herauslaufen soll, denn wenn der TH dies nicht selbst entscheidet, kommt er oftmals zu spät). Solches Verhalten verunsichert den TH vielmehr.

Jeder TH weiss vom Trainer, warum er spielt oder nicht. Der Kommunikation wird grösste Bedeutung beigemessen. Das spürbare Vertrauen des Trainers ist für den TH besonders wichtig.

Befindet sich ein TH in einer Krisensituation, ist der Trainer oft der erste, welcher darauf mit gezielten Massnahmen reagiert (z.B. direkt in der Spielpause, in individuellen Gesprächen, zusätzlichem, vermindertem oder speziellem mentalem und technischem Training). In Absprache mit dem TH-Trainer werden diese Massnahmen umgesetzt.

 

4.3.TH und TH-Trainer

Der TH-Trainer ist in der Regel die engste Beziehungsperson des TH im Trainerstab. Da der TH-Trainer meistens selber TH war, kennt er alle Facetten des TH-Daseins. Er weiss um den Druck, die technischen Schwierigkeiten und was es bedeutet, als Held gefeiert oder als Buhmann verschrien zu werden. Durch ein gezieltes technisches Spezialtraining, durch Coaching im Mannschaftstraining und während der Spiele, durch minutiöses Auswerten der Leistung, des Auftretens vor, während und nach dem Spiel und eine klare Analyse der Stärken und Schwächen, ein gezieltes – auch mentales – Aufwärmprogramm und andere Massnahmen fördert der TH-Trainer den TH in der sportlichen und charakterlichen Entwicklung.

Der TH muss die technischen und mentalen Vorgaben seiner Trainer umzusetzen. Oft ist das Training der TH intensiver als das der Spieler oder die TH müssen länger trainieren oder früher auf dem Platz sein, um Standartsituationen zu üben. Dies verlangt vom TH einen überdurchschnittlichen Trainingsfleiss.

 

4.4. TH und Ersatztorhüter

Da die TH aus taktischen und psychologischen Gründen nicht wie die Feldspieler während eines Spiels ausgewechselt werden, nehmen sie auch hier eine Sonderstellung ein. Zwischen der Nr. 1 und den Ersatztorhütern besteht ein gesundes Konkurrenzverhältnis, welches alle Beteiligten zu einer hohen Leistungsbereitschaft animiert. Für ein abwechslungsreiches TH-Training braucht es 2-3 gute und motivierte TH; insofern sind alle TH aufeinander angewiesen und unterstützen sich in den Trainings, in der Vorbereitung und den Matches in hohem Masse.

Bei einem Spiel bereitet sich der Ersatztorhüter körperlich und mental für einen eventuellen Einsatz vor. Das Aufwärmprogramm wird durch den TH-Trainer für beide TH vorgegeben. Auch in der Halbzeitpause wärmt sich der Ersatztorhüter insbesondere aus mentalen Gründen entsprechend professionell weiter auf. Er rechnet jederzeit mit einem Einsatz.

 

4.5. Der TH vor und nach dem Training

Da an den TH im Training erhöhte körperliche und mentale Anforderungen gestellt werden, ist die Vorbereitung auf den Einsatz besonders wichtig. In den Trainings muss sich der TH oft schon nach kurzer Zeit gefährlichen Situationen stellen: sei es in 1:1-Situationen, bei harten Schüssen aus naher Distanz oder beim Herauslaufen auf hohe oder tiefe Flanken. Damit das Verletzungsrisiko verringert wird, braucht der TH ein spezielles Einwärmprogramm, welches er mit den anderen TH oder wenn möglich dem TH-Trainer absolviert. Der Mannschaftstrainer muss dies in seine Trainingsvorbereitung einrechnen, so dass den TH genügend Zeit hierzu zur Verfügung gestellt wird (insbesondere auch in taktischen Trainings). Der TH ist in der Regel der erste Spieler, der mit dem Aufwärmritual beginnt.

Nach dem Training ist es von Bedeutung, dass TH, Trainer und Spieler über bestimmte Spielsituationen diskutieren und sich absprechen können (z.B. das Verhalten der Verteidigung bei Rückpässen oder Flankensituationen).

 

4.6. Der TH und seine Physis

Harte Schüsse aus naher Distanz an den Körper – und nicht selten auch an den Kopf, unzählige Hechtsprünge zu Boden während einem Schusstraining, Zusammenprallen mit Gegnern oder Mitspieler oder mutiges Springen in die Beine eines Angreifers bedingen, dass sich der TH in einer ausgezeichneten körperlichen Verfassung befindet. Durch gezieltes Training von Körper und Geist bereitet sich der TH auf den Ernstfall vor. Nach der Leistung braucht besonders der TH eine intensive Erholungsphase mit Massage und Pflege (auch eventueller Verletzungen), damit er nach kurzer Zeit wieder eine Topleistung zeigen kann.

 

4.7. Natürliche Voraussetzungen des TH

Verschiedene natürliche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit ein TH ein sehr guter TH werden kann:

– Mindest-Körpergrösse von ca 1.85 m

– kräftiger Körperbau

– Schnellkraft u. Sprungkraft

– natürliche Autorität und Ausstrahlung

– Selbstvertrauen und mentale Stärke

– ausgeprägte koordinative Fähigkeiten

– Spielintelligenz und Kreativität

Die meisten dieser Faktoren können zwar durch gezieltes Training verbessert werden, müssen jedoch schon in der natürlichen Veranlagung des TH vorhanden sein. Ein technisch extrem starker TH, der dem Druck nicht gewachsen ist oder der keine Persönlichkeit ist, hat wenig Chancen, sich auf hohem Niveau zu bestätigen.

All diese Anforderungen sind besonders bei der Selektion zu berücksichtigen (siehe Selektion).

 

4.8. Der TH vor und im Spiel

Jeder TH absolviert ein vorgegebenes Einwärmprogramm vor den Spielen und Trainings. Dieses wird vom TH-Trainer vermittelt und periodisch aktualisiert.

Je nach Situation muss der TH dirigieren, den Ball verlangen, gefährliche Situationen voraussehen und den Mitspielern durch gezieltes Zurufen helfen.

Innert Sekundenbruchteile muss er entscheiden, wie er auf lange Bälle oder Flanken reagiert.

Ist der TH im Ballbesitz muss er entscheiden, ob er den Ball kurz, lang, rasch oder verzögert abspielt. Hierzu sind die Taktik des Trainers, diejenige der gegnerischen Mannschaft, der Spielstand, der Zeitpunkt im Spiel oder andere Faktoren mit entscheidend.

Bei Standartsituationen in der Verteidigung (stehende Bälle) entscheidet der TH abschliessend, wie viele Leute die Mauer bilden oder wer wen decken muss. Dazu ist ein hohes Mass an Autorität nötig, welche durch den Staff stets zu unterstützen ist.

Die Kreativität des TH ist ein wichtiger Faktor im Spiel einer Mannschaft; der Trainer kann diese durch entsprechende Unterstützung fördern.

Die Position des TH ist je nach Spielsituation verschieden. Er muss lernen, sich im Raum zu orientieren, sich optimal zu verschieben, hoch oder tief zu spielen oder sich als Mitspieler anzubieten.

Um diese Spielsituationen praxisgerecht trainieren zu können, braucht der TH nebst dem gängigen TH-Training ein gezieltes Coaching durch den TH-Trainer im Mannschaftstraining. Der Klub stellt dieses sicher.

 

4.9. Mentales Verhalten des TH vor, im, nach dem Spiel

Nicht zufällig läuft der TH bei Spielbeginn als zweiter Spieler (nach dem Captain) auf den Platz. TH müssen zu Autoritäten geformt werden. Dies fordert auch ein entsprechend sportlich-professionelles Auftreten des TH:

a)    die Körpersprache beeindruckt Mitspieler und Gegner, d.h. hohe Körperspannung, Kopf hoch, Schultern zurück, geschärfter Blick

b)    der TH motiviert die Mannschaft vor und im Spiel und hilft mit, Krisensituationen oder Phasen unter hohem Druck zu meistern

c)    durch lautes und deutliches Dirigieren im Spiel und bei stehenden Bällen unterstreicht der TH seine Leaderposition

d)    der TH ermahnt, wenn nötig, seine Mitspieler zu mehr Konzentration und Leistungsbereitschaft

e)    1:1-Situationen, Flanken und andere Duelle trägt der TH mit einem hohen Mass an Körperspannung und Kraft aus

f)     Nach einem Fehler reagiert der TH selber gefasst, kontrolliert und lenkt seine Konzentration sofort wieder auf das Spiel selbst

 

5.    Philosophie des TH-Trainers

5.1. Allgemeines

Der TH-Trainer zeichnet sich durch ein hohes Mass an Engagement, Kompetenz und Einfühlungsvermögen für die Anliegen der TH aus. Er soll die zu trainierenden TH durch seine Kompetenz beeindrucken. Da er bereits bei der Selektion mit einbezogen wurde, kennt er die Stärken und Schwächen der von ihm betreuten TH bestens. Er ist stets in der Lage, über Formstand und eventuellen Einsatz kompetent Auskunft zu geben.

Die TH-Trainer werden in alle Laufbahnentscheide und Selektionen der TH mit einbezogen.

Um ein qualitativ gutes Torhütertraining zu garantieren, braucht es eine entsprechende Infrastruktur (Plätze, Tore, Bälle, spezifisches Material), welche durch den Klub zur Verfügung gestellt wird.

 

5.2. TH-Trainer und Training

Durch geeignete Methoden und Übungen bereitet der TH-Trainer die TH auf die Ernstkämpfe vor. Über die Auswahl der Übungen entscheidet jeder TH-Trainer selbst.

Jeder TH-Trainer ist bemüht, durch stetige persönliche Weiterbildung (z.B. Lektüre, Filme, Kurse) seine Kompetenz zu erhöhen.

Der Koordinator unterstützt die TH-Trainer mit periodischen Informationen (Schreiben, Videos, Instruktionen).

Ein spezifisches TH-Training dauert in der Regel je nach Bedarf 1h- 1½ h. Der physischen und psychischen Aufwärmphase wird besondere Aufmerksamkeit gewidmet.

Die Anzahl der teilnehmenden TH richtet sich nach dem Alter sowie Sinn und Zweck des Trainings. In der Regel beträgt sie 2-3 (max. 4) TH.

Qualitativ gut trainieren heisst vorwiegend auch analytisch arbeiten, d. h. spezifische Korrekturen zu geben und eine richtige Ausführung zwingend zu verlangen. Kritik heisst natürlich auch bei guter Ausführung zu loben. Ein auszubildender TH kann dann am meisten Fortschritte erzielen, wenn er an einem Punkt intensiv arbeiten kann. Es ist deshalb sinnvoll, anhand der Quartalspläne für jedes Training eine spezifische Technikregel ins Zentrum zu setzen. Dabei gilt auch zu beachten, dass man Gelerntes stetig wiederholen muss, damit es nicht vergessen geht.

Da die Hauptaktivität (wegen der zurzeit geltenden Regeln) vor allem die Beinarbeit betrifft (Verarbeitung Rückpässe, Abschläge 5m, Freistösse) ist dieser Bereich in jedes Training einzubauen.

 

5.3. TH-Trainer und Analysen

Eine gezielte Auswertung der TH-Trainings (Quartals-, Wochen-, Jahrespläne), der Matchbeobachtungen oder Jahresziele fördert die TH individuell. Diesen Besprechungen ist die nötige Aufmerksamkeit zu widmen und die Einplanung der Zeitgefässe durch Mannschafts- und TH-Trainer zu gewährleisten.

Besonders wichtig ist, dass das Feedback möglichst rasch nach der Leistung erfolgt. Allerdings braucht ein TH nach einem Spiel oft eine gewisse Zeit (in der Regel 1-2 Tage), um die erbrachte Leistung selbst zu analysierten. Es soll auch möglichst detailliert und individuell erfolgen, d.h. nicht generalisieren.

Die TH sollen sich jedoch auch selbst realistische Ziele setzen und sich beurteilen lernen (z.B. 1x pro Runde schriftlich zuhanden des Trainers).

Von jedem TH wird ein Profil mit allen TH-spezifischen Fähigkeiten und Fertigkeiten erstellt. Anhand dessen können die konkreten Fortschritte analysiert werden.

 

5.4. TH-Trainer und Mannschaftstrainer

Der TH-Trainer ist ein Assistent des Cheftrainers mit einer spezialisierten Ausbildung. TH-Trainer und Mannschaftstrainer stehen in ständigem Kontakt und tauschen alle nötigen Informationen aus, um die TH optimal zu fördern (siehe Pkt. 3.2.).

Eine gute Zusammenarbeit bedingt, dass verschiedene Faktoren klar geregelt werden:

a)    übereinstimmende Philosophie

b)    Kompetenzen bezüglich Führung der TH (während der Mannschaftstrainings, der Spiele, bei Zusammenzügen oder Trainingscamps)

c)    Wer entscheidet über Einsatz oder Ersatzbank

d)    Welcher Trainer gibt der Presse über TH-Fragen Auskunft

e)    andere

 

5.5. TH-Trainer und Mannschaft

Der TH-Trainer kennt in der Regel auch einzelne Spieler der Mannschaften der TH, welche er betreut. Die Spieler werden vom Mannschaftstrainer dahingehend informiert, dass der TH-Trainer in spezifischen TH-Angelegenheiten die Kompetenz hat, die Spieler (in Absprache mit dem Mannschaftstrainer) entsprechend zu instruieren (z.B. beim Verhalten bei Rückpässen oder Abschlägen).

 

5.6. TH-Trainer und andere Spezialtrainer

In monatlichen Sitzungen besprechen die Ressortleiter ihre spezifischen Anliegen. In Absprache mit dem Koordinator können alle TH-Trainer Fragen, Probleme und Informationen offiziell in dieses Gremium eingebracht werden.

Der Konditionstrainer ist zuständig für eine optimales physisches Training. Der TH-Trainer spricht mit ihm ab, welche Bereiche in das TH-Training einzubauen sind und bespricht die Testresultate mit dem Konditionstrainer.

Für spezifische psychologische und mentale Bereiche wird bei Bedarf ein ausgebildeter Mentaltrainer beigezogen. Eine regelmässige Absprache mit diesem ist in diesem Falle unerlässlich.

©RA10.1.2013

 

 

 Veröffentlicht von am 19:18